Böhmische Reisebilder

09.03. bis 25.05.2019
Böhmische Reisebilder – Fotografien

Galerie Geißlerhaus Bärenstein
Bahnhofstr. 6, 01773 Altenberg – Bärenstein
www.geisslerhaus.de 

63 Fotografien aus 9 Regionen Böhmens
Die Ausstellungsmotive gibt es auch als Postkarten (Ausdruck auf Fotopapier).

Kostel Svatého Václava / Kapelle des Heiligen Wenzel, nördlich von Blšany/Ústecký kraj, 2017

Wohnt man in Dresden, liegt Böhmen quasi vor der Haustür. Ústi nad Labem und Teplice sind näher als Chemnitz, Liberec ist kaum weiter als Görlitz und Leipzig, Prag viel näher als Berlin, Brno näher als Hannover und Česky Krumlov fast so nah wie Eisenach. Und von Bärenstein aus sind es ein paar Schritte.
Abstecher nach Böhmen oder Zwischenstopps auf Durchreisen sind für mich nicht so selten, die Kamera immer dabei. Es blieb aber lange bei Nordböhmen bis Liberec und Riesengebirge, Prag oder westlich davon. Ausgedehntere Erkundungsreisen führten in andere Länder.
Doch im Frühjahr 2017 war ich länger und mehrfach in Süd- und Westböhmen unterwegs, im Herbst 2018 folgten zwei Reisen durch die nördlichen und östlichen Regionen und noch einmal zwei Tage in Prag.
Böhmen: das sind schöne Landschaften vom Böhmerwald über das Böhmische Paradies bis ins Riesengebirge. Das sind Burgen und Ruinen, die auf den Vulkankegeln das Land überblicken. Das ist Barock und Jugendstil, viele Denkmalsareale. Aber das kennt man ja. Im Großen und Ganzen zumindest von zahlreichen Bildbänden und Urlaubsfotos.

Am Kreuzweg (Region Plzen; 2017)

Böhmen ist vorwiegend eine Region der kleinen Städte mit 5.000 bis 20.000 Einwohnern. Man reist quasi durch ländlichen Raum. Und so stammen meine Aufnahmen zumeist aus Kleinstädten und kleineren Orten, gelegentlich Großstädten, seltener von Landschaften. Die Bilder sind nicht gedacht für Reiseführer­broschüren. „Historische, wichtige“ Motive sind zwar nicht außen vor, hier steht jedoch die Suche nach einem ganz eigenen oder neuen Blickwinkel, das Aufspüren unerwarteter Zusammenhänge im Fokus. Ansonsten widmet sich mein Auge stark den Details, die mehr oder weniger erzählen, wie Menschen mit Geschichte umgehen, was im Gegenwärtigen welchen Stellenwert hat, wofür ein Auge oder auch keines da ist, was lebenswichtiger ist oder nicht.

Sokolov; Region Karlovy Vary; 2017

Es geht um den Kontext dessen, was wir im Alltäglichen tun oder lassen, um bewußt oder nicht wahrgenommene Zusammenhänge. Es geht um meine persönliche Sicht auf die kleinen und großen Dinge, die mir beim Schauen ins Auge fallen. Mal Herausgeputztes oder Morbides, Neubau und Verfall oft nah beieinander. Gerade in sich wandelnden ehemaligen Industriezentren, in kleinen Orten oder abgelegenen grenznahen Gebieten, wo sozialistisches, dahinbröckelndes Erbe meist unsaniert länger erhalten bleibt als im Gebiet der ehemaligen DDR. Doch es schwindet zusehends. Und man sollte es fotografieren, solange …
Da sind allenthalben die Spuren deutscher und habsburgischer Geschichte, Spuren der Vertreibung, Spuren der ökonomischen Unterwanderung.
Eine so große Region wie Böhmen in einer Ausstellung porträtieren? Unmöglich! Und so habe ich mich entschieden, einfach viele meiner Lieblingsmotive auszuwählen, aus Prag und allen böhmischen Regionen mit Ausnahme des Kraj Vysočina (Hochland) im Südosten. So läßt sich anhand von 63 Aufnahmen bild-beschaulich durch ganz Böhmen wandern, von Cheb bis Pardubice, von Liberec bis Třeboň.

Die Aufnahmen von 2017 und 2018 sind gelegentlich ergänzt durch Aufnahmen aus den Jahren 2011 bis 2016.
Peter R. Fischer (05.03.19)